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Kolumne

Gipfel des Friedens

16.04.2024

Auf dem idyllischen Bürgenstock, hoch über dem Vierwaldstättersee, soll Europa friedlicher werden. So die Absicht der beiden Bundesräte Ignazio Cassis und Viola Amherd, die zur Ukraine-Friedenskonferenz an exklusiver Lage einladen. Wenn die erwarteten 100 Staatschefs Mitte Juni im Kongressresort an unverbaubarer Lage mit exquisitem Luxus gut gelaunt an ihren Gläsern nippen und miteinander ins Gespräch kommen und allenfalls sogar zu übereinstimmenden Positionen gelangen, wäre schon mal ein erster Schritt getan. Zumal der Kurort in den Urner Alpen bereits in der Vergangenheit Menschen unterschiedlicher Ansichten zusammenbrachte. Zum Beispiel im Jahr 2002 die Konfliktparteien des Unabhängigkeitskriegs im Süd­sudan. Oder zwei Jahre später die Gespräche zwischen Griechen und Türken bezüglich einer Wiedervereinigung von Zypern. Nicht zu vergessen die drei Bilderberg-Konferenzen 1960, 1981 und 1995, die Westeuropa und Nordamerika einander näherbringen sollten. Diplomatie erfordert Weitblick. Und welcher Ort eignet sich besser dafür als ein Berg? 

Egal wie man zum geplanten Friedensgipfel eingestellt ist: Tatsache ist, dass auf Bergen nicht nur Weltpolitik, sondern auch Heilsgeschichte geschrieben wurde. Auf dem Berg Sinai hat Mose einst die Zehn Gebote erhalten. Sie waren für das auserwählte Volk Gottes gedacht und bilden bis heute die ethischen Grundlagen in Judentum und Christentum. Auf dem Berg Karmel schaffte Gott Klarheit darüber, wer der wahrhaftige Herr ist, indem er Elias Opfer mit Feuer beantwortete. Auf dem Berg der Verklärung offenbarte Jesus den Jüngern seine Identität und seinen Heilsplan. Und auf dem Hügel Golgatha vollendete Gott diesen Plan, indem er seinen einzigen Sohn als stellver­tretendes Opfer für die Sünden aller Menschen gab. Die Worte „Es ist vollbracht“ beinhalten die existenziellste und nachhaltigste Friedensbotschaft, die je auf einem Berg proklamiert wurde. Hier wurde der grösste Sieg errungen, der nachhaltigste Frieden gestiftet. Kein Wunder, schreibt der Psalmdichter in einem seiner Lieder: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ Solche Gipfelerlebnisse wünsche ich mir, für den Bürgenstock, aber auch für jeden persönlich.

Daniel Rehfeld, Chefredaktor

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